Sohmer Konsolenpiano - Deutscher Klavierpionier in USA

Über den Erbauer des Klaviers aus unserem Hörbeispiel, den Deutschen Hugo Sohmer findet man im Atlas der Pianonummern keine Angaben. Dafür gibt es bei Wikipedia eine Seite mit interessanten Informationen über Hugo Sohmer und die Geschichte seiner 1872 in New York gegründeten Firma. Unser Klavier ist ein so genanntes Konsolen-Klavier. Diese Bauweise eines Kleinstklaviers mit einer so genannten Untermechanik ist typisch für die Kleinklaviere aus USA. Wenn an dem Klavier alles funktioniert, ist es tauglich für den Alltag der Klavierspieler.

Unser Klavier war ein Gelegenheitskauf. Derartige Käufe zeichnen sich dadurch aus, dass man aufgrund eines niedrigen Preises gegenüber dem Inhalt tolerant ist. So betrachtet man das Äußere, ist damit zufrieden und überhört, dass das Klavier auffällig stark verstimmt ist. Eine derartige Verstimmung kann ein hörbarer Hinweis dafür sein, dass das Piano defekt ist. Hören Sie selbst:

Sohmer-Piano verstimmt

Man hört, dass das Instrument irgendwo noch eine Struktur hat. Aber wo und welche erschließt sich beim ersten Hören nicht. Grundsätzlich ist es mit etwas über 400 Hertz wesentlich tiefer verstimmt als die für den Kammerton heute üblichen 440 Hertz. Bei Kleinklavieren steigt das Risiko von Saitenbrüchen, wenn man das Klavier höher stimmt. Bei einem Klavier von dieser Bauweise bekommt man beim Saitenwechseln zusätzlich ein Problem mit der Mechanik, die sich nicht so leicht wie bei anderen Klavieren herausnehmen lässt. Daher sollte man sich sicherheitshalber an der tieferen Stimmung orientieren.

Muss man so ein Klavier vorstimmen? Beim Vorstimmen gilt es zwei Fälle zu unterscheiden:

  1. Soll das Klavier in der Tonhöhe verändert werden, also höher oder tiefer gestimmt werden, so muss man es vorstimmen.
  2. Ist die Abweichung innerhalb einer Tonhöhe gravierend, so muss man zuerst die verschobenen Lagen zueinander angleichen, und das bedeutet, man muss es vorstimmen.

Das Klavier aus unserem Hörbeispiel muss also wegen Punkt 2 vorgestimmt werden. Was passiert beim Vorstimmen? Durch das relativ starke Erhöhen oder Absenken der Töne ändert sich die Saitenspannung. Mit der Spannung der Klaviersaiten modifiziert sich der Druck über die Saiten auf den nach oben gewölbten Resonanzboden. Der so genannte Klangkörper ist ein massives Kräftesystem. Die Kunst der Klavierstimmung besteht darin, dieses System in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen, damit die Stimmung so stabil wie möglich stehen bleibt. Unter dem folgenden Link finden Sie Informationen zu der Frage: Warum verstimmt sich mein Klavier? Hier werden Sie über den Zusammenhang der Resonanzbodenwölbung, der Saitenspannung und der Luftfeuchtigkeit informiert.

Bei außergewöhnlichen Modellen des Klavierbaus, und als solche verstehe ich den Wettbewerb um ein Klavier mit möglichst geringer Bauhöhe, gehe ich anders als üblich vor. Während bei normalen Pianos das Vorstimmen relativ schnell gehen kann, gehe ich hier auf Sicherheit und lasse mir daher bewusst mehr Zeit für die Angleichungen. Bei unserem Sohmer-Piano war die gute Stimmung nach rund 2 Stunden erreicht. Wie gefällt Ihnen die Stimmung?

Sohmer-Piano gestimmt
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